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Kirchen finden den Weg ins Digitale
Kirchen finden den Weg ins Digitale
31.03.2020 | Rubrik: Kirche heute | 2.5 Minuten Lesezeit
Seit mehreren Wochen ist Corona nicht mehr aus dem Alltag wegzudenken. Gottesdienste sind verboten, Nähe und Menschenansammlungen auch. Wie gehen Chrischona Gemeinden damit um? Was tun sie in einer Krisenzeit, wo es wichtiger denn je ist, dass die Gemeinde trägt und sichtbar wird? Sie zeigen sich beweglich und kreativ.

Die Gemeinden im Tessin waren früher gefordert als die Deutsch- und Welschschweiz. Bereits am 8. März schaltete die Chrischona Locarno ("MPE Locarno") parallel zum Gottesdienst einen Versuchs-Livestream. Diesen hatten sie innert weniger Tage aus dem Hut gezaubert, als das in der Deutschschweiz noch ein Zukunftsszenario war. Tatsächlich kamen an diesem Sonntag nur noch knapp die Hälfte der Besucher in den Gottesdienst, die anderen nutzen dankbar das Online-Angebot. So waren sie auch bereit, als wenige Tage später im Tessin alle Veranstaltungen über 50 Personen verboten waren. In den restlichen Chrischona-Regionen waren zu diesem Zeitpunkt Anlässe bis 100 Personen noch erlaubt, wodurch ausserhalb des Tessins viele Gottesdienste noch stattfinden konnten. Daniele Scarabel, Leiter der MPE Locarno, sagt, er sei dankbar, dass das Angebot gut genutzt werde. Es seien sogar mehr Leute dabei als davor in den Gottesdiensten vor Ort.

Nach dem 15. März war auch in der restlichen Schweiz Kreativität gefragt. Erfreulicherweise waren alle Chrischona Gemeinden ab dem nachfolgenden Sonntag mit einem Online-Gottesdienst am Start! Für die einen heisst das, dass pünktlich am Sonntag um 10:00 Uhr ein aufgezeichneter Gottesdienst zur Verfügung steht, wie beispielsweise bei der Chrischona Arbon. Die Chrischona Amriswil baute innert Kürze in ihre Bühne eine Stube ein, aus der sie jetzt jeden Sonntag streamen. An einem Rednerpult mitten in dieser Stube hält der Pastor die Predigt. Gleich daneben stehen zwei gemütliche Sessel, wo er und der Co-Pastor mit dem Smartphone in der Hand vorher und nachher interaktiv mit ihren Leuten Leben teilen und beten.

Wieder andere führen am Sonntagmorgen Online-Konferenzen durch. Die Chrischona Muttenz beispielsweise lässt ihre Besucher direkt in die echte Pastoren-Stube blicken. Alle Besucher schalten sich per Video zu und treffen sich so virtuell als Gemeinde. Wie sonst auch gibt es den «Schwatz» vor dem Gottesdienst. Um 10:00 Uhr werden alle Mikrophone stumm geschalten und die Pastoren starten mit dem Programm. Ein Semi-Professionelles Equipment sorgt dafür, dass Bild und Ton der Predigt in guter Qualität eingespeist werden. Live-Schaltungen in andere Stuben, teilweise sogar Übersee, gehören auch dazu. Auch Muttenz verzeichnet wie andere Gemeinden einen erfreulichen Zuwachs an Besuchern.

Daneben gibt es Livestream-erprobte Gemeinden wie die Chrischona Frauenfeld, die bereits seit Jahren jeden Sonntag einen Livestream anbieten. Doch auch für sie ist es eine Umstellung, weniger technisch als mehr mental. Jede Gemeinde muss Wege suchen, wie das beziehungsorientierte Gemeindeleben auf Distanz weiter gehen kann. Wie können wir Kirche sein, wenn wir uns nicht mehr im gemeinsamen Gottesdienst treffen dürfen? Die Frage ist: Was macht Kirche aus?
Kirche ist Kirche, weil Gott sie dazu macht. Seine Anwesenheit ist es, die der Kirche ihre Bedeutung und Kraft gibt. Wo zwei oder drei in seinem Namen versammelt sind, da ist er mitten unter ihnen (Matthäus 18,20). Dass wir uns normalerweise an einem lokalen Ort im selben Gebäude gemeinsam versammeln, dient dem Ziel, uns zu vereinen und gemeinsam auf Gott auszurichten. Dieser Auftrag bleibt auch bei einem Versammlungsverbot bestehen: Zu vereinen und auf Gott auszurichten. Wir existieren als Gruppe nicht nur, wenn wir uns vor Ort treffen. Jesus ist da, wo Menschen sich mit dem Wunsch begegnen, ihn zu ehren. Solange dies nur virtuell, per Telefon oder Post möglich ist, sei es so. Paulus schreibt aus dem Gefängnis: „Denn obwohl ich leiblich abwesend bin, so bin ich doch im Geist bei euch“ (Kolosser 2,5). Distanz hindert Paulus nicht an der Gemeinschaft. Und so soll es auch bei uns nicht sein. Die Gemeinde Christi soll sich ‚im Geiste‘ versammeln. Die Verbundenheit untereinander soll gepflegt werden. Dank dem grossen Einsatz von ehrenamtlichen und angestellten Mitarbeitern in unseren Gemeinden ist dies weiterhin möglich. Ein grosses Danke an alle!

Manche der Gemeinde-Angebote sind öffentlich zu finden über kirchezuhause.ch oder der jeweiligen Gemeinde-Homepage. Nicht alle haben aber die Links zu ihren Gottesdiensten auf ihrer Homepage. Dennoch sind Besucher jederzeit willkommen. Interessierte sind eingeladen, sich bei dem/der Pastor/in in ihrer Region zu melden um so die nötigen Infos zu den Angeboten zu erhalten.

Photo by Benedikt Geyer on Unsplash

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